Druckansicht - Donnerstag 16. Dezember 2010
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Benedikt XVI. feiert in Mariazell einen Volksgottesdienst

Die Messfeier mit dem Papst in Mariazell wird ein Volksgottesdienst sein, der zugleich der mitteleuropäischen Bedeutung des steirischen Marienorts Rechnung trägt: Das betonte der Grazer Bischofsvikar und Dompfarrer Gottfried Lafer, der für die Liturgie der beiden Papstgottesdienste in Mariazell verantwortlich ist, im Gespräch mit "Kathpress". Benedikt XVI. und die vielen anderen Pilger aus Österreich und ganz Mitteleuropa würden in Mariazell zusammenkommen, "einfach miteinander feiern und beten" und dabei - gemäß dem Motto des Papstbesuches - "auf Christus schauen". In Anknüpfung an die "Wallfahrt der Völker" beim Mitteleuropäischen Katholikentag von 2004 werden dabei in Musik und Texten neben Deutsch auch andere Sprachen der Nachbarländer Österreichs zu hören sein. Auch in der besonderen Berücksichtigung der neu gewählten Pfarrgemeinderäte kommt die repräsentative Breite des Kirchenvolkes zum Ausdruck, erläuterte Lafer.


Zentrales Thema sei aber die Wallfahrt als Symbol für den Lebensweg des Menschen. Immer wieder hätten Pilger aus aller Welt dabei den Weg zur Gottesmutter Maria eingeschlagen, die in Gestalt der Mariazeller Gnadenstatue auf das Kind in ihrem Arm als den Erlöser der Menschheit hinweise, so Lafer. Diese für alte und junge Gläubige gleichermaßen zentrale Botschaft soll in der Papstmesse auf dem Platz vor der Basilika lebendig werden.


Der Grazer Dompfarrer, der heuer sein Goldenes Priesterjubiläum feiern konnte, zeichnete seit dem ersten Besuch Johannes Pauls II. 1983 immer wieder bei der liturgischen Gestaltung kirchlicher Großereignisse in Österreich verantwortlich. Erarbeitet wurden die liturgische Gestaltungselemente von einem österreichischen Team (u.a. mit dem Regens des Bischöflichen Gymnasiums in Graz, Wilhelm Krautwaschl, Domkapellmeister Josef Döller) in Absprache mit dem päpstlichen Zeremoniär, Erzbischof Piero Marini, der - so Lafer - lediglich Kleinigkeiten am österreichischen Gestaltungsplan verändert habe.


Geistliches Vorprogramm ab 7 Uhr früh


Schon bevor Benedikt XVI. am Samstag auf dem Mariazeller Flugfeld landen wird, werden sich die anderen Pilger in einem geistlichen Vorprogramm auf dem Vorplatz der Basilika sowie auf dem Festgelände ab 7 Uhr auf den Besuch des Papstes einstimmen. Dabei werden geistliche Lieder, unter anderem vorgetragen von rund 20 Chören aus Österreich und den Nachbarländern, sowie Interviews und Filme im Mittelpunkt stehen.


Der Papst wird nach der Landung im "Papamobil" ins Mariazeller Ortszentrum bis knapp außerhalb des "heiligen Bezirks" fahren und dabei die Wallfahrer grüßen. Die letzten 70 Meter bis zur Basilika wird er, mit einem Pilgerstab in der Hand, zu Fuß zurücklegen. Um 9.45 Uhr wird Benedikt mit einer Gruppe von Pilgern die Kirche betreten und vor der Gnadenstatue in Stille beten. In feierlicher Prozession wird die "Mariazeller Madonna" danach auf den Festplatz getragen. Dort wird sie - ohne Festkleid, wie am Tag des Mariazeller Patroziniumsfestes üblich - auf Christus verweisen.


Die Eucharistiefeier mit dem Papst, die um 10.30 Uhr beginnet, ist bewusst als Wallfahrergottesdienst gestaltet. Die Lesungen, Antwortpsalmen und Fürbitten werden dabei in unterschiedlichen mitteleuropäischen Sprachen gehalten. So wird die erste Lesung auf kroatisch stattfinden, der Antwortpsalm auf slowenisch, die zweite Lesung auf ungarisch. Die Fürbitten werden auf Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Romanes und Deutsch gehalten.


Votivgaben ergänzen Brot und Wein


Einzelne Votivgaben werden - der Tradition von Mariazell entsprechend - zusätzlich zu Brot und Wein bei der Gabenprozession zum Altar gebracht: Ein Pilger, der bereits 25 Fußwallfahrten nach Mariazell hinter sich hat, wird eine Kerze bringen, ein Ball wird die Lebensfreude der Kinder symbolisieren, ein Scheck als Ergebnis der Kollekte einen Akzent zum Lebensschutz setzen (Begünstigte sind u.a. Schwangere in Konfliktsituationen), in einer "Joy-and-worry-Box" werden die Anliegen der Gläubigen zum Altar und damit vor Gott getragen.


Am Ende des Gottesdienstes wird der Papst stellvertretend für alle im März in ganz Österreich neu gewählten Pfarrgemeinderäte zehn von ihnen ein Buch mit dem "lukanischen Doppelwort" (Lukas-Evangelium, Apostelgeschichte) überreichen und sie in ihren Dienst für die Kirche entsenden. Auch alle anderen Wallfahrer werden in ihrem Pilgerpaket eine kleinere Variante des "lukanischen Doppelworts" vorfinden. Nach dem Segen an die Mitfeiernden endet die Festmesse mit "Großer Gott, wir loben dich". Den musikalischen Hauptakzent bei der Messe setzt ein mit 100 Frauen und Männern sowie mit 30 Kindern bestückter Chor unter der Leitung von Domkapellmeister Döller, an der Orgel spielt Emanuel Amtmann.


Die Gnadenstatue wird nach der Messe in einer feierlichen Prozession über das Festgelände zurück in die Basilika getragen.


Zu den liturgischen Besonderheiten zählt nach den Worten von Bischofsvikar Lafer auch ein von der Grazer Künstlerin Edith Temmel entworfenes Messgewand, das zwei steirische Ordensfrauen angefertigt haben. Auch das Pilgerpaket kann mit einem künstlerischen "Schmankerl" aufwarten: Ein kleines Relief mit der Mariazeller Madonna ohne ihr Festkleid wurde vom Künstler Edgar Huber geschaffen; er ist der Sohn jenes mittlerweile verstorbenen Bildhauers Erwin Huber, der das Katholikentagskreuz zum steirischen (1981) wie auch zum Österreichischen Katholikentag (1983) gestaltet hatte.


Vesper in Latein und Deutsch


Das kirchliche Abendgebet, die Vesper, wird um 16.45 Uhr den Abschluss des Festtages in Mariazell bilden. Zu dieser teils in Latein, teils in Deutsch gefeierten Vesper sind die Priester, Diakone und Ordensleute aus Österreich sowie die Seminaristen eingeladen. Die Psalmen und Gesänge - zu hören ist u.a. Gregorianischer Choral - werden von der Grazer Choralschola unter der Leitung von Franz Karl Praßl und Ordensleuten sowie Organisten aus verschiedenen Gemeinschaften mitgestaltet.


Am Beginn der Feier werden Papst und Mitfeiernde Licht an einer Kerze entzünden, die auf die zur selben Zeit stattfindende Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3) in Sibiu verweist. Ein Diakon bringt die Kerze, der niederösterreichische evangelische Superintendent Paul Weiland wird sie an Benedikt XVI. weiterreichen - ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit gemäß dem Motto der EÖV3 "Das Licht Christi scheint auf alle".


Gegen 18 Uhr wird der Papst Mariazell wieder verlassen und nach Wien zurückkehren.

 

 



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durch die Bischöfe Mitteleuropas anlässlich der "Wallfahrt der Völker" am 22.5.2004

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