Papstgrüße zum Jahrestag seines Besuchs in Mariazell
Herzliche Grüße von Benedikt XVI. überbrachte der Sekretär des Päpstlichen Laien-Rates, Bischof Joseph Clemens, am Montag in Mariazell beim feierlichen Gottesdienst zum Fest Mariä Geburt. Beim Festgottesdienst wurde zugleich des ersten Jahrestages der Pilgerfahrt des Papstes zum 850-Jahr-Jubiläum des steirischen Marienorts gedacht.
Wörtlich sagte Bischof Clemens, der mit dem steirischen Diözesanbischof Egon Kapellari den Festgottesdienst konzelebrierte: "Der Papst hat mir einen bis an den Rand gefüllten Korb mit seinen besonderen Segenswünschen mit auf die Reise gegeben. Er erinnert sich - trotz des regnerischen Wetters - gerne an seine Pilgerfahrt nach Mariazell und übermittelt allen seine besten Segenswünsche".
Mehr als ein "katholisches Extra"
Bischof Clemens erinnerte daran, dass sich über die ganze Erde "ein Netz von Stätten der Marienverehrung" spannt. In diese große Gemeinschaft von Orten des Mariengebets reihe sich auch Mariazell ein. Auch für dem christlichen Glauben fernstehende Menschen sei es kaum möglich, dem Namen und der Gestalt Mariens nicht zu begegnen: Unzählige Frauen und Mädchen seien auf den Namen Maria getauft, zahlreiche Zeugnisse der Kunst würden auf die Gottesmutter verweisen.
Zu erklären sei das nur auf Grund der einzigartigen Stellung Mariens in der Heilsgeschichte als Mutter des Erlösers. Maria stehe für die "qualifizierteste Antwort des Menschen an der großen Wende der Geschichte, in der Gott Mensch geworden ist". In der Antwort Mariens an den Engel ("Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast") werde deutlich, dass sie sich selbst zurücknimmt und "ganz und gar auf die Möglichkeiten Gottes"baut. Aus diesem Grund sei die Marienverehrung kein "verzichtbarer 'Zusatz' oder 'katholisches Extra'", so der römische Kurienbischof. Vielmehr sage die Heilige Schrift im "Magnificat" ("Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter") selbst die "weltweite und alle Generationen umgreifende und die Zeiten überdauernde Verehrung" Mariens voraus.
Marienverehrung in diesem Sinn führe zum Gotteslob hin, wie es Maria "vorgelebt und vorgezeigt" hat. Aus diesem Grund seien die Reserven verschiedener christlicher Gemeinschaften gegenüber der Marienverehrung schwer verständlich, da das "bleibende, die Generationen umfassende Marienlob" in der Bibel selbst angekündigt wird, stellte Bischof Clemens fest. Das Marienlob nehme dem Gotteslob nichts, sondern erinnere an die Notwendigkeit einer "radikalen Entscheidung für Gott und für sein Heilswerk".
In Mariazell werde die Gottesmutter in besonderer Weise von Österreichern, Ungarn und Angehörigen der slawischen Völker verehrt. Maria wolle für ihre Söhne und Töchter "das Beste"; dieses "Beste" hänge mit dem "Maß Gottes" zusammen, das Maria jedem Menschen in die Hand geben will. Maria sei das "Symbol der Großzügigkeit Gottes", ein Wesenszug, der den christlichen Glauben zutiefst durchformt und auszeichnet. Wörtlich sagte Bischof Clemens: "Christlicher Glaube ist ein Glaube der Großzügigkeit und kein Krämerglaube".
"Ort der Versöhnung"
Am Sonntagabend hatte der Kurienbischof bei der traditionellen Lichterprozession am Vorabend des Festes Mariä Geburt Mariazell als "Ort der Versöhnung" gewürdigt. Er zitierte die Worte Papst Benedikts XVI.: "Seit 850 Jahren kommen hierher Beter aus verschiedenen Völkern und Nationen mit den Anliegen ihres Herzens und ihres Landes, mit den Sorgen und den Hoffnungen ihrer Seele. So ist Mariazell für Österreich und weit über Österreich hinaus ein Ort des Friedens und der versöhnten Einheit geworden". Im Blick auf Maria würden Unterschiede versöhnt, von Menschen errichtete Barrieren treten zurück, so Clemens. Gerade die marianischen Pilgerstätten würden den Blick auf die Einheit aller Menschen öffnen: "Denn man ist nie ein Kind Gottes allein, man kann die Gotteskindschaft nicht für sich allein besitzen, sondern nur in der Gemeinschaft mit allen anderen Kindern des einen Vaters".
Neben der "versöhnten Einheit" hätten Generationen von Pilgern gerade an Stätten wie Mariazell die "Vergebung ihrer Schuld" und damit einen tiefen Trost und innerlichen Halt gefunden. Die vielen Beichtstühle in der Basilika von Mariazell seien ein "sprechendes Zeugnis der erneuernden und verwandelnden Kraft des Gnadenortes". "Pilgern macht offen und frei für eine tiefere Betrachtung des eigenen Lebens, für eine Neuausrichtung des Lebens", sagte Bischof Clemens. Für diese Neuausrichtung sei eine regelmäßige "Revision des Lebens" notwendig, vor der viele zurückscheuen.
Aber gerade "Umkehr, Vergebung und Neubeginn" bilden das "Eingangstor zum christlichen Glauben", so der Sekretär des Päpstlichen Laien-Rats. Die Botschaft der Vergebung sei der "Kern der religiösen und auch ethischen 'Revolution Jesu'".
Erinnerung an die "wetterfesten Christen"
Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari erinnerte in der Einleitung zum Gottesdienst daran, dass sich vor genau einem Jahr "fast 40.000 wetterfeste Christen mit dem Papst in ihrer Mitte" vor der Basilika von Mariazell versammelt hatten. Wörtlich sagte Bischof Kapellari: "Wir erinnern uns besonders auch an die kostbaren Worte, die der Papst in Mariazell kristallklar und herzbewegend gesagt hat in Ausdeutung des Leitworts seiner Apostolischen Reise 'Auf Christus schauen'". Die Botschaft des Papstes habe sich gewiss "im Denken, Fühlen und Wollen vieler Christen" verankert und wirke so weiter wie der Sauerteig, von dem Christus im Gleichnis spreche.
In herzlichen Worten begrüßte Bischof Kapellari den römischen Gast, Bischof Joseph Clemens, der "durch viele Jahre als Sekretär von Kardinal Ratzinger ein bewährter Helfer des künftigen Papstes" war, und den emeritierten langjährigen Präsidenten des Österreichischen Bundesrates, Prof. Herbert Schambeck, einen "getreuen Helfer der Kirche in Österreich, Rom und weltweit". Noch als Kardinal habe der spätere Papst auf Vermittlung von Prof. Schambeck im Rahmen der internationalen Wallfahrt der Notare im Oktober 2004 Mariazell ein erstes Mal besucht.
Handschrift des "Ave Regina"
Musikalisch wurde der Festgottesdienst von "Ars Musica" unter der Leitung von Dommusikus Thomas Dolezal mit der Credomesse von Mozart gestaltet. Zur Gabenbereitung wurde das "Ave Regina coelorum" von Michael Haydn (1737-1806) gesungen. Michael Haydn, der jüngere Bruder von Joseph Haydn, war mehr als vier Jahrzehnte in Salzburg tätig.
Unter seinen mehr als 800 Sakralwerken ist auch das "Ave Regina coelorum" (MH 14), ein Frühwerk. Die einzig erhaltene Abschrift des im Autograph verschollenen Stücks befindet sich im Archiv der Basilika Mariazell, sie war Grundlage zur Herausgabe der Komposition im Frühjahr 1995. Auf welche Weise die Abschrift nach Mariazell gelangt ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Es wird vermutet, dass Michael Haydn das Werk anlässlich einer Wallfahrt nach Mariazell als Pilgergabe mitgenommen hat. Ein Facsimile dieser bedeutenden Handschrift wurde von den österreichischen Bischöfen im Vorjahr Papst Benedikt XVI. bei dessen Mariazell-Besuch gewidmet. Bischof Kapellari und der Superior von Mariazell, P. Karl Schauer, leisteten die Vorarbeiten für diese Gabe.