Druckansicht - Donnerstag 16. Dezember 2010
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Begrüßungsworte Kardinal Christoph Schönborns "Am Hof"

 

 

Heiliger Vater!

 

Mit großer Freude begrüßen wir Sie hier auf dem Platz »Am Hof«, an dieser ersten Station Ihres Pilgerweges nach Mariazell, hier vor der alten Mariensäule, der Immaculata. Seit dem 8. Dezember, seit neun Monaten, bereiten sich viele in Österreich im Gebet darauf vor, mit Ihnen, Heiliger Vater, geistlich den Weg der Pilgerschaft zu gehen und unser Leben besser als Pilgerweg des Glaubens zu verstehen.

 

Heiliger Vater, neben den Vielen, die über Rundfunk und Fernsehen mit Ihnen hier sind, haben Jugendliche aus Wien und den benachbarten Bundesländern den Weg hierher gefunden, um Sie zu begrüßen. Es sind vor allem Schülerinnen und Schüler aus Katholischen Schulen. Hier sind aber auch viele Menschen aus den anderssprachigen Gemeinden.

 

Allein in Wien leben 200.000 Katholiken aus anderen Ländern. Viele von ihnen sind heute gekommen, um den Heiligen Vater zu begrüßen. Sie sind »Weltkirche in Wien«! Priester, Ordensleute, Laien sind zu diesem Fest des Glaubens gekommen. Sie alle heißen Sie von Herzen willkommen.

 

Wir freuen uns über Ihren Besuch, Heiliger Vater. Wir wissen, wie sehr Sie unser Land und seine Menschen lieben. Wir freuen uns, dass der Nachfolger des Apostels Petrus bei uns ist. Zu ihm hat Christus das Wort gesagt, das wie ein Felsen die Kirche durch die Jahrhunderte trägt: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen« (Mt 16,18). Dieses Wort Jesu gilt. Christus selber baut seine Kirche, auch heute. Sie ist nicht bloßes Menschenwerk, obwohl so viel Menschliches an ihr ist, an Großem und an Schwachem. Deshalb lebt die Kirche, weil Christus sie trägt und stets durch seinen Geist erneuert.

 

In Ihnen, Heiliger Vater, ist diese Zusage Jesu Gegenwart. »Du bist Petrus!« »Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen!« Petrus wie seine Nachfolger waren und sind Menschen mit ihrer Größe und ihren Bedrängnissen. Aber Christus ist treu. Auch heute baut er seine Kirche auf Petrus, den Fels! Jesus hat Petrus den Auftrag gegeben:

 

»Stärke deine Brüder!« (Lk 22,32). Ja, Heiliger Vater, stärken Sie Ihre Brüder und Schwestern! Die Kirche in Österreich ist durch notvolle, schmerzliche Zeiten gegangen. Wir sind in Gefahr, mutlos zu werden, zu resignieren oder gar die Hoffnung zu verlieren. Stärken Sie unseren Glauben, Heiliger Vater! Lenken Sie unseren Blick neu auf Christus! Denn Er ist unsere Zuversicht und unsere Hoffnung!

 

Auf Christus schauen, heißt auch auf unsere Wurzeln schauen. Petrus war Jude. Die Apostel waren Juden. Maria ist Jüdin, und Jesus, ihr Sohn, unser Herr, ist es durch sie. Nie dürfen wir den Wurzelstamm vergessen, der uns trägt (vgl. Röm 11,18). Es gehört zur Tragik dieser Stadt, dass gerade hier diese Wurzel vergessen, ja verleugnet wurde, bis hin zum gottlosen Willen, das Volk zu vernichten, dem Gottes erste Liebe gilt. Heiliger Vater, am nahen Judenplatz werden Sie in stillem Verweilen der Opfer dieser Verblendung gedenken. Wir begleiten Sie dabei mit innerer Anteilnahme.

 

Danke, Heiliger Vater, dass Sie zu uns gekommen sind. Danke, dass Sie die Mühe dieser Pilgerreise auf sich genommen haben. Danke, dass Sie als Ziel Ihrer einzigen Auslandsreise in Europa in diesem Jahr dieses kleine Land im Herzen Europas gewählt haben. Wir können unseren Dank am Besten dadurch erstatten, dass wir alle versprechen, alle Ihre vielen und großen Sorgen und Anliegen im Gebet mitzutragen und sie als Pilger mit Ihnen zur Gnadenmutter von Mariazell mitzunehmen!

 

Heiliger Vater, ein herzliches »Grüß Gott« in Österreich und in unserer Wienerstadt!

 

 

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durch die Bischöfe Mitteleuropas anlässlich der "Wallfahrt der Völker" am 22.5.2004

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