
Theologin: "Bibel ist Gegenpol zu Negativschlagzeilen"
Kristin De Troyer, Professorin für Altes Testament an der Universität Salzburg, empfiehlt im Interview mit dem Kärntner "Sonntag" (aktuelle Ausgabe) die Lektüre der Bibel, um der zunehmenden medialen Überflutung mit negativen Nachrichten etwas Positives entgegenzustellen. Die Bibel sei der "Gegenpol zu Negativschlagzeilen", so die Theologin.
Die Bibel-Forschung zeige, "dass Bibeltexte ständig benutzt wurden, um eine neue Gegenwart zu interpretieren. Biblische Texte wurden gelesen, damit die Gemeinde ihre eigene Zeit interpretieren konnte. Und das ist der Link zur heutigen Zeit: Das können und müssen wir auch tun. Zur Bibelwissenschaft gehört immer auch eine spirituelle Ebene."
Es habe in der jüdischen Geschichte wenige Zeiten gegeben, die frei von Turbulenzen waren. "Die jüdische Gemeinde hat sich aber stets getragen gefühlt und sich wieder zu Gott bekehrt. Sie wusste, dass er mit seinem Volk ist."
Für sie sei die Frage wichtig, "welche Bilder und Worte die Bibel bietet, um schwierige Zeiten zu überstehen", so de Troyer. Im Buch Exodus stehe: "Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue." Solche Texte liebe sie, so die Theologin: "Das ist unser Gott, der mit uns ist und mit dem wir sind." Sie empfehle auch die Lektüre der Psalmen, "in denen wir lesen, dass der Herr uns in seinen Händen hält, dass er uns wie auf Adlerflügeln trägt". - Fazit: "Diese Texte geben mir in turbulenten Zeiten Halt."
Zur Frage, was verloren geht, weil vor allem viele Menschen heute kaum mehr einen Bezug zur Bibel hätten, meinte die Bibelwissenschaftlerin: "Gerade junge Leute erfahren deswegen nicht mehr, dass Geschichte eine Abfolge von Turbulenz und Hoffnung ist; dass es einen Gott gibt, der alles in der Hand hat." Die Bibel sei "der Gegenpol zu den Negativschlagzeilen der heutigen Zeit". Junge Leute seien ständig damit konfrontiert "und wissen dabei nicht, dass das eine zyklische Bewegung ist. Sie haben keine positiven Gegenpole. Das ist tragisch!"
Quelle: kathpress