
Altkleider: Caritas setzt weiter auf Sammlung und Wiederverwertung
Die neue EU-Verordnung zur getrennten Sammlung und Wiederverwertung von Alttextilien hat in Südtirol bereits Folgen: Die dortige Caritas stellt nach über 50 Jahren ihre Gebrauchtkleidersammlung ein. In Österreich ist eine derartige Maßnahme derzeit nicht vorgesehen. Dennoch warnen Caritas und Rotes Kreuz vor einer zunehmenden Belastung durch nicht tragfähige Textilspenden und rufen zu mehr Bewusstsein bei der Kleiderabgabe auf. Hintergrund sind neue EU-Vorgaben sowie sinkende Erlöse bei gleichzeitig steigenden Entsorgungskosten.
In Südtirol begründet die Caritas ihren Rückzug mit den neuen EU-Vorgaben zur getrennten Sammlung und Wiederverwertung von Textilien. Diese sind zu Jahresbeginn in Kraft getreten und sehen unter anderem vor, dass beschädigte Kleidung nicht mehr im Restmüll landen darf, sondern recycelt werden muss. Damit die Caritas dies weiterhin übernehmen könnte, müsste sie sich als Abfallentsorgungsbetrieb registrieren lassen. "Unser Auftrag ist ein anderer", betonte Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer in einer Aussendung. Die Sammlung werde nun im Laufe des Jahres in allen Gemeinden eingestellt - mit Folgen auch für die Kommunen, deren Kosten steigen dürften.
In Österreich sind vergleichbare Konsequenzen derzeit nicht zu erwarten, wie eine Kathpress-Umfrage ergab. Die Caritas der Erzdiözese Wien sowie der Diözese St. Pölten erklärten, dass die neue EU-Verordnung vorwiegend die Abfallverbände betreffe. Die Veränderungen bzw. Auswirkungen der Verordnung spüre man aber indirekt: "Was wir allerdings merken ist, dass wir immer mehr Textilmüll kostenpflichtig entsorgen müssen. Daher kontrollieren wir an unseren großen Carla-Standorten die Spenden bei der Abgabe", so Christoph Riedl, Generalsekretär der Caritas St. Pölten.
Die Caritas St. Pölten setzt daher auf Aufklärung: Im April startete sie eine Informationskampagne, um Spenderinnen und Spender dafür zu sensibilisieren, nur tragfähige und saubere Kleidung abzugeben. Viele der gespendeten Kleidungsstücke seien nicht mehr tragbar, so der Hintergrund.
"Verschmutzte, kaputte, nicht mehr tragbare Kleidung gehört in den Restmüll", betonte Riedl. Immer mehr gespendete Textilien und Schuhe seien schmutzig oder beschädigt und müssten daher aussortiert und fachgerecht entsorgt werden, was oft mit hohen Kosten verbunden sei. Aktuell betrifft dies laut Caritas St. Pölten etwa 50 Prozent der gespendeten Textilien. Die Hilfsorganisation appelliert, nur tragfähige, saubere Kleidung abzugeben.
Mit ihren "carla"-Secondhand Shops wolle man weiterhin "einen wertvollen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten - damit noch mehr tragbare Altkleider, Hausrat und Elektroartikel wieder verkauft werden und nicht auf dem Müll landen", hieß es vonseiten der Hilfsorganisation. In den insgesamt elf "carlas" an acht Standorten der Caritas St. Pölten werden jährlich mehr als 700 Tonnen Altkleidung, Möbel, Hausrat sowie Elektrogeräte gespendet. Für die Sammlung von Textilien sind in Niederösterreich weiterhin die Umweltverbände zuständig, die etwa mit der Initiative "Revital goes NÖ" darauf abzielen, gebrauchsfähige Kleidung und Hausrat im Umlauf zu halten.
Auch das Rote Kreuz Tirol zeigt sich gut vorbereitet. Man erfülle alle relevanten Vorgaben bereits seit Jahren, heißt es dazu in der APA (26. Mai). "Das Sammeln von Altkleidern gilt als Müllsortieren, daher sind wir auch als Abfallentsorgungsbetrieb gelistet", erklärte Jutta Pint von der Bezirksstelle Innsbruck Stadt. Nicht verwendbare Kleidung werde von einem Unternehmen abgeholt und recycelt. Tragbare Stücke gelangen in den Secondhand-Laden "Henry & Leila", dessen Erlöse sozialen Projekten zugutekommen.
Der Hintergrund
Die EU-Verordnung zur getrennten Sammlung und Wiederverwertung von Alttextilien, die seit dem 1. Jänner 2025 in Kraft ist, schreibt vor, dass gebrauchte Kleidung, kaputte Textilien und andere Stoffreste gesondert entsorgt werden müssen. Österreich hat diese Vorgabe in seine Abfallgesetze übernommen.
Für Bürgerinnen und Bürger ändert sich damit nichts, da Österreich laut dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz schon lange eine getrennte Textilsammlung pflegt, "die zwar nur für gut erhaltene Kleidung und Schuhe gilt, damit der EU-Regelung aber auch nicht widerspricht", heißt es auf der Website des Ministeriums. Somit sei keine Strafe zu zahlen, wenn man kaputte und nicht mehr benutzbare Textilien - wie bisher - in den Restmüll wirft.
Quelle: kathpress